2009

A 21 International Art Exhibition Osaka in der Galerie Solitaire, Berlin

Galerie Solitaire
Hermann-Hesse-Straße 64, 13156 Berlin
Galerieleiter: Herr Olaf Nehmzow


Künstlerliste: Nao Moritsu, Norihiko Katsuma, Ryohsuke Yamauchi, Akemi Shuno, Akiko Morita, Eiko Negishi, Hitoshi Fujii, Nobuko Ueda, Tomio Matsuda, Keiko Koizumi, Tomi Minakata



Dr. Gunter Nimmich, Leiter der Galerie M, Berlin

In dem durch drei Farbflächen unterteilten Bild – mit einem Streifen im Oberteil, einer dominierenden Hauptfläche und einer diese unterbrechenden Halbkartusche, gefüllt mit aneinander gereihten weißen Ringen – verbinden sich Grafisches und Malerisches in harmonisch vollendeter Form.

Tomi Minakatas Arbeit „Ohne Titel“ radikalisiert das Zeichnen des Zeichens. Mit schwungvollem Farbauftrag, einem an die Kunst der Kalligraphie erinnernden Schriftzeichens wird der Bildrand nahezu gesprengt. Das satte bis leicht aufgehellte Braun in seiner linear abgesetzten Begrenzung verleiht dem Bild eine Tiefenstruktur, die sich dem Betrachter stufenweise eröffnet. Emiko Seto setzt dieses Prinzip der Verfremdung einer Zeichen- und Flächenstruktur auf ihre Weise fort. Das in pastellartigen Farbtönen gemalte Bild „Position“ scheint aus dem Malgrund herauszuwachsen und entwickelt über die Farbverwischungen der Flächen und die angedeuteten Strukturen eine eigne meditative Versunkenheit.

Ähnlich und doch ganz anders die Arbeit von Keiko Suzuki. In dem zweiteiligen und extrem hochformatigen Bild „Spannung“ verlaufen farbliche Strichchiffren auf Seide. Die vorwiegend in Brauntönen gehaltenen Querstreifen mögen an Erdsegmente aus unterschiedlichen Schichten erinnern, faszinierend ist vor allem die Idee, Gewachsenes als ästhetisches Programm vorzustellen.

Während sich bei all den bisher genannten Künstlerinnen und Künstlern eine durchgehende Linie der malerischen wie grafischen Verdichtung als gemeinsam ableiten lässt, weichen Hitoshi Fujii und Akiko Morita mit ihren Arbeiten ab. Hitoshi Fujii hat sich für das menschliche Gesicht entschieden. In seiner Serie „Gesichter an der Rennstrecke Nakayama“ reiht er förmlich Gesicht an Gesicht, womit er eine Verhältnismäßigkeit von skizzenhafter Typisierung und Individualität erreicht. Trotz der durch die Serie und das Format vorgegebenen Gleichförmigkeit bleibt den einzelnen Typen ein individueller Charakterzug, in dem die unterschiedlichen Reaktionen auf das Geschehen der Rennbahn ablesbar werden. Akiko Morita überzeugt mit ihrem engobierten Glas.

Eine mit Pflanzenmotiven versehene Amphorenvase mit zerbrechlich wirkenden Seitenhenkeln steht in einer alten Tradition der Vasenmalerei, einer Tradition, die in Europa mit Jugendstil und Art Deco ihren Höhe- und wohl auch Endpunkt gefunden hat, in Japan aber zur neuen Blüte erwacht. Trotz der kleinen Auswahl an Künstlern erlaubt diese Ausstellung einen wenn auch nicht vollständigen wohl aber interessanten und spannungsvollen Einblick in die zeitgenössische Kunst Japans. Dafür sei dem Repräsentanten der Gruppe „A – 21 International Art Exhibition“, Herrn Tomio Matsuda, und den beteiligten Künstlerinnen und Künstlern ausdrücklich gedankt.
Für die 2001 in Osaka gegründete und größte Künstlervereinigung Japans „A – 21 International Art Exhibition“ ist dies nicht die erste Ausstellung in der deutschen Metropole.

Bereits im Jahr 2008 zeigten 51 Künstlerinnen und Künstler der Gruppe in vier Galerien Berlins ihre Arbeiten. An der Ausstellung in der Galerie Solitaire sind diesmal elf Mitglieder der Gruppe vertreten und vermitteln in konzentrierter Weise einen Eindruck vom künstlerischen Spektrum ihrer Arbeit.

Neben der Malerei in ihren verschiedensten Facetten gehören Plastik und Installation, aber auch die traditionelle Glaskunst Japans zum Ausstellungsrepertoire. In ästhetisch anspruchsvoller Weise vermitteln die Werke die enge Verbindung internationaler Kunstströmungen mit der von der japanischen Kultur tradierten Kunstauffassung – aber auch deren unterschiedlichen Reflexionen. In malerischer Verdichtung versetzt Tomio Matsudas Bild „Zen“ den Betrachter in eine Welt der Meditation, die sich graduell eröffnet und eine der japanischen Malerei eigene Sensibilität sichtbar werden lässt. Die an den Pointillismus erinnernde Malweise orientiert sich im Gegensatz zu diesem nicht am natürlichen Gegenstand, sondern an einer zum Bild formulierten Philosophie.

In Eiko Negishis Installation“ Synergie“ entfaltet sich in ähnlicher Weise ein Zusammenspiel verschiedener Elemente, hier jedoch in der Dreidimensionalität. Einzelne an Außerirdisches erinnernde Gebilde, verbunden durch eine Art Spinnengewebe zu einem übergreifenden Organismus, definieren sich in ihrer Gesamtheit als etwas Neues – rätselhaft und schön zugleich.

Auch bei Akemi Shuno begegnen wir diesem Prinzip der „Synergie“, allerdings in eher poetischer Form. In „Nocturne“ – elegisch und träumerisch in einem Stück – entfaltet sich ein Arrangement verschiedener Gestaltungselemente und Materialien zu einer Zwitterform zwischen Pflanze und Science-Fiction-Apparatur. Wie eng die japanische Kunst stets auch mit der Natur verbunden ist, wird an der Arbeit „Aus einem Keimblatt“ von Nobuko Ueda deutlich. Auf zehn schmalen Tafeln taucht mehr oder weniger ornamental akzentuiert eine in blauem Nebel gehüllte Baum-Blatt-Landschaft auf.

Dezente rechteckige Flächen arrangieren eine ergänzende Bildstruktur. Ryohsuke Yamauchis sechsteiliges Bild „Land“ erhebt den Betrachter in die Position eines Satelliten. Mit dieser gedachten künstlerischen Sicht auf die Erde eröffnet sich der Blick auf eine phantasievolle Verschiebung und Begegnung zweier atmosphärischer Kräfte, deren Aufeinanderstoßen im Zentrum zu zwei gestauchten Gebilden führt, während die Umgebung in einem Farbenmeer in Blau zerfließt. In Nao Moritsus Bild „Zeitlos“ vollzieht sich eine auf Abstraktion und meditative Tiefe bezogene Balance.


Tomio Matsuda, Repräsentant von A21 International Art Exhibition Osaka

Es ist uns eine große Ehre, dass „A-21 International Art Exhibition“ in Berlin ausstellen kann. Ich bedanke mich bei Herrn Olaf Nehmzow, Frau Ola Kujawska und Herrn Dr. Gunter Nimmich für die Unterstützung, vor allem aber bei Herrn Herbert Metzger und Herrn Rainer Metzger von der Kulturinitiative der Metzger GmbH aus Mutterstadt.

Seit uralten Zeiten spielen die Materialien Holz und Papier in der japanischen Kulturentwicklung eine entscheidende Rolle, vergleichbar mit der des Steins in der europäischen Kultur. Holzgestaltungen wie Nara-daibutsu-do oder Horyu-ji, Tee-Zeremonien und die Kunst des Blumenordnens sind der europäischen Kultur fremd.